Wer in Sachsens Landtag die Partei des Ex-Verfassungsschutzchefs Maaßen vertreten soll

Die Werteunion hat am Sonntag in Dresden ihren dritten Landesverband gegründet – und zugleich ihre Landesliste zur Wahl am 1. September aufgestellt. Unter den Kandidaten finden sich auch bekannte Namen.

Dresden.Aus dem Mund des frisch gewählten Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten klingt die Aufgabe gar nicht so schwer. „Ihr habt einen Vorteil: Ihr geht jetzt raus, so wie ihr seid – und geht auf die Leute zu“, sagt Heiko Petzoldt am Sonntagnachmittag seinen Parteifreunden im Tagungsraum eines Dresdner Hotels. „Erzählt die Geschichte der Partei, erzählt von unseren Zielen, von unseren Werten – und erzählt die Geschichte von Herrn Maaßen.“

Petzoldt: Politik „ohne Brandmauer“

Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen ist selbst dabei, als sich 28 Parteimitglieder in Sachsen zur Gründung des Landesverbandes versammeln. Es ist der dritte nach Thüringen und Schleswig-Holstein. Erst wird der Landesvorstand gewählt und danach die Landesliste zur Landtagswahl am 1. September.

Der Elsterberger Petzoldt wird so erst Parteichef und dann Spitzenkandidat. Der 50-Jährige ist Chef des Kranbau-Unternehmens IWS Crane-System – und setzt sich für eine Politik „ohne Brandmauer“ ein.

Erfahrungen als Berufspolitikerin bringt die neue Vizechefin und Zweitplatzierte auf der Landesliste ein: die Rechtanwältin Kirsten Muster war von 2014 bis 2019 Landtagsabgeordnete, erst für die AfD und später für die Blaue Partei, das erfolglose Nachfolgeprojekt von Frauke Petry.

Auch der einstige AfD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Strobel mischt nun für die Werteunion mit. Er kandidiert auf Listenplatz 3 und ist Beisitzer im Landesvorstand. Der zweite Landesvize Dirk Kohl wiederum war viele Jahre CDU-Mitglied, bevor er 2019 für die Freien Wähler in Dresden kandidierte. Auf der Liste hat er Platz 5, das ist ein Platz hinter der Dresdner Rechtsanwältin Sylvia Kaufhold, die noch zur Bundestagswahl 2021 für die sächsische FDP angetreten war.

Maaßen: Sachsen „rebellischer“ als Thüringer

Wie er denn die Chancen für die Werteunion im Vergleich zum Nachbarfreistaat sieht, wo auch am 1. September gewählt wird? „Die Stimmung hier in der Bevölkerung spricht mehr noch als in Thüringen dafür, dass man eine konservativ-liberale Politikwende will“, sagt Maaßen der „Freien Presse“. Der Thüringer AfD-Spitzenmann Björn Höcke habe im Unterschied zu Sachsens AfD-Chef Jörg Urban „eher ein kollektivistisches Weltbild“. Was zudem noch „für Sachsen“ spreche: „Die Leute sind rebellischer als die in Thüringen.“

Dass es nur noch viereinhalb Monate bis zur Wahl sind und die Werteunion in den bisherigen Sonntagsfragen – anders als etwa das BSW von Sahra Wagenknecht – keine Rolle spielt, mag er nicht überbewerten. Als „Startup“ habe man eben schwierigere Voraussetzungen als ein Unternehmen, das schon auf dem Markt sei. Aber nun habe die Werteunion auch in Sachsen „gutes Personal“ und eine gefüllte „Kriegskasse“.


Gerd Möckel 12.04.2024

Heinsdorfer Firmenchef will mit Maaßen-Partei in den Landtag

Am Sonntag wird in Dresden der Werteunion-Landesverband Sachsen gegründet. Heiko Petzoldt aus Elsterberg kandidiert für Vorstand und Landesliste. Was der Unternehmer in der Politik verändern will.

Heinsdorfergrund.IWS-System-Chef Heiko Petzoldt hat in den letzten Jahren vor allem mit seinem Kranbau-Unternehmen IWS Crane-System Heinsdorfergrund für Schlagzeilen gesorgt. Verkauft die in der Industriegruppe angesiedelte Firma ihre innovativen flexiblen Leichtlauf-Kräne doch mittlerweile in alle Welt. Doch nun macht der 50-jährige Unternehmer auch auf ganz anderem Terrain von sich reden.

Am Sonntag ist der Elsterberger in Dresden dabei, wenn die im Februar gegründete Werteunion ihren sächsischen Ausleger konstituiert und damit Thüringen folgt – dort hatte sich der Landesverband der Maaßen-Partei am vergangenen Wochenende gegründet.

Alternativloser Weg

Heiko Petzoldt wird am Sonntag in Dresden für den Landesvorstand kandidieren und will auch auf die Landtagswahl-Landesliste der Werteunion. „Denn noch nie war die Chance so groß, schnell, direkt und spürbar eine Politik für die Bürger machen zu können“, sagt der Unternehmer – der nicht allein in die Landeshauptstadt reist. Mit dabei ist Stefan Friedrich, der fürs IWS-Marketing zuständig ist. Beide, erklärte Heiko Petzoldt am Donnerstag auf Nachfrage, seien bezüglich der Verbandsgründung angesprochen worden.

Die Argumente für ein derartiges Engagement, erläutert Heiko Petzoldt seine Motivation, hätte er selbst vorbringen können. „Für mich geht es in erster Linie darum, etwas in der Sache und damit ohne parteipolitische Scheuklappen bewegen zu können. Das kann ich in dieser Form am besten und wie gesagt am schnellsten“, sagt der Firmenchef. Er habe auch überlegt, sich über etablierte Parteien einzubringen. „Doch das dauert zu lange. Außerdem sorgt genau die dort übliche Taktiererei für die Politikverdrossenheit, die ich allein in meinem Freundes- und Bekanntenkreis wahrnehme.“

„Mit rechts hat das nichts zu tun“

Vorbehalten, sich mit der Partei des umstrittenen Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen nach rechts zu bewegen, begegnet der als bodenständiger Familienmensch geltende Unternehmer offen und mit der Betonung, eine bürgerlich aufgestellte Politikalternative bieten zu wollen. „Mit rechts hat das nichts zu tun. Und wer mich kennt, weiß, dass ich alles andere als rechts bin. In unserem Freundeskreis gibt es ganz normale Menschen mit den verschiedensten Berufen und Ansichten.“

Bei der Konstituierung der Landesverbände – in Sachsen wird die Zahl von 35 Gründungsmitgliedern genannt – werde penibel darauf geachtet, extreme oder radikale Tendenzen von vornherein auszuschließen. „Alle Beteiligten wurden genau aus diesem Grund persönlich gehört.“ Aufnahmeanträge würden auch daraufhin genau geprüft. Zudem sei eine mehrmonatige Probezeit üblich. Ein Prozedere, das auch Heiko Petzoldt durchläuft beziehungsweise durchlief.

Maaßen-Gespräch und Wähler-Frustration

Bei der Gründungsveranstaltung in Thüringen hatte der Vogtländer mit dem Bundesvorsitzenden der Partei ein längeres persönliches Gespräch. „Dabei stellte sich heraus, dass sich meine Ansichten mit denen von Hans-Georg Maaßen in wesentlichen Teilen decken.“ Im Landesverband und gegebenenfalls im Landesparlament will sich der Vogtländer vor allem in wirtschaftspolitischen Fragen einbringen. „Da liegt einiges im Argen. Wir brauchen aber eine starke Wirtschaft, um uns das Soziale weiter leisten zu können.“

Ihm gehe es dabei vor allem darum, sagt Heiko Petzoldt, sich für eine Politik „ohne Brandmauer“ einzusetzen. „Man muss mit allen demokratischen Parteien um die Sache diskutieren können, denn hinter jeder Partei steht auch ein Wählerwille“, erklärt der Firmen-Chef. Das Stigmatisieren oder Ignorieren dieses Wählerwillens von der etablierten Politik und eine auch damit einhergehende Unterrepräsentation dieses Willens in den veröffentlichten Meinungen sorge für Frustration. „Die Leute nervt diese Ignoranz. Wir fühlen uns nicht an- und mitgenommen; wir fühlen uns ohnmächtig.“

Ganz ähnlich erklärt Stefan Friedrich seine Motivation. Der 57-Jährige betont, dass es ihm bei seinem Engagement nicht um Ideologie, sondern um das pragmatische Lösen von Problemen gehe – von dem niemand ausgeschlossen werden dürfe.